eBay zensiert Blogs

Heute abend war eine Nachricht von eBay in meinem Posteingang:  „MC219 Ihr Angebot gelöscht: Artikel #“. Mein erster Gedanke: Spam. Dennoch, da war nicht nur mein Mitgliedsname, sondern auch der dazugehörige Realname in der Mail. Und den kennt an sich niemand ausser eBay. Also mal das Ganze lesen:

Guten Tag [eBay-username] ([eMail-Adresse]),
folgendes Angebot wurde entfernt:
xxxListingNameNumberxxx
Das Angebot wurde aus folgendem Grund vorzeitig beendet:
xxxReasonxxx
xxxFeesCreditedtoAccount?xxx
Vielen Dank für Ihre Kooperation in dieser Angelegenheit.
Mit freundlichen Gruessen
eBay-Sicherheitsteam

Die Angaben in eckigen Klammern habe ich ersetzt, muss ja nicht jeder meinen Accountnamen wissen. Die Mail sah verdammt echt aus. Ich recherierte und fand ein Posting in einem eBay-Blog, das das Ganze als Phishing-Versuch bezeichnete. Ich war mir sicher: Es war keiner. Und fand schnell heraus, was los war.

Seit kurzem nutze ich auch meinen eBay-Account zum Bloggen. Klar, ist ne nette Ergänzung zu meinem eigenen Blog, ich teste hier grade einfach ein paar Dienste durch, da ich an einem größeren Tutorial/eBook für kostenlose Blogs sitze. Genau heute habe ich das dritte Posting gemacht. Und als ich aufgrund jener Mail nachschaute, stellte ich fest: Es war weg!

Damit ist klar, dass diese seltsame Mail mit den unglaublich aussagekräftigen Erklärungen (xxxReasonxxx, bitte wie???) nichts anderes als die Löschung jenes Blogpostings bedeutete. Und die fast halbe Stunde Arbeit, die ich mir mit der Erstellung des Posts gemacht hatte, für die Füße war. Natürlich hab ich es nicht vorgeschrieben oder lokal gespeichert, der Kram ist einfach weg.

War irgendetwas im Artikel enthalten, das gegen Regeln verstößt, wie wir sie im Team von phpBB.de für Foren verfasst haben? Beleidigungen, Pornografie, Rassismus? Nein. Was war enthalten? Ein Bericht von mir übers Zelten. Passend zur Jahreszeit. Am Ende mit dem Tipp, sich bei eBay ein gebrauchtes Zelt suchen zu können sowie zwei Links zu recherchierten Online-Anbietern, bei denen man neue Zelte kaufen kann. Ich schätze, genau das war eBay ein Dorn im Auge.

Die Löschung eines solchen Beitrages – der ja auch eBay selbst zur Empfehlung hatte – ist aus meiner Sicht als Journalist als Zensur zu betrachten. Aus Sicht von eBay könnte man es noch nachvollziehen. Aber warum bietet man dann seinen Usern Blogs an? Um Content zu erzeugen, der eBay noch weiter unterstützt? Kostenlose Textlieferanten, die sofort in ihrer Kreativität beschnitten werden, wenn es ums betriebswirtschaftliche geht? Der oben gefundene Hinweis in einem eBay-Blog zeigt mir, dass ich kein Einzelfall bin – und dass manch einer noch nicht einmal versteht, was wirklich passiert: Die Meldung einer Zensur wird als Phishing-Versuch gedeutet.

Für mich bedeutet es, dass mein kleiner Ausflug in die fremdgehostete Bloggerwelt weitgehend beendet ist. Und ich empfehle allen: Hört auf, bei eBay zu bloggen. Wenn schon kostenloses Bloghosting, dann nehmt http://wordpress.com/ oder blogger.com. Da kann man – nach meiner Erfahrung – weitestgehend sein Ding machen.

P.S.: Den zugrunde liegenden Grundsatz von eBay konnte ich entdecken: „Werbung für den Kauf oder Verkauf von Produkten oder den Erwerb von Dienstleistungen außerhalb des eBay-Marktplatzes und Verlinkungen zu Websites auf denen Produkte oder Dienstleistungen angeboten werden.“ Insofern ist die Chose rechtens und wie gesagt auch aus eBay-Sicht nachvollziehbar. Dennoch ist es frustrierend, wenn Inhalte verschwinden. Und dann noch – siehe dritten Kommentar – als Löschung seitens des Mitglieds bezeichnet werden. Aber da bei solchen Verstößen weitere Löschungen etc. drohen, habe ich direkt nochmal Glück gehabt. Schließlich laufen grade einige Auktionen…